
Nach langem Nachdenken über meine Möglichkeiten, entschied ich mich für den Segelflug, denn diese Art von Fliegern waren von vornherein schon Helden, weil sie einfach etwas taten, was gemeinhin für gefährlich galt, aber offensichtlich zu überleben war. Außerdem schien es keine körperlichen Höchstleistungen zu verlangen und offensichtlich hatten die Flieger Spaß daran, denn sonst könnte man sich ja gleich und ausschließlich mit Frauen beschäftigen. Was ich damals nicht wusste: Segelflug hat schon ein gewisses Suchtpotential und das führt immer wieder zu Konflikten. Ich musste lernen mit meiner Sucht zu leben.

Mein Vater hat irgendwann mit uns Kindern mal Modellflugzeuge gebaut, um uns an die Luftfahrt heranzuführen. Die haben wir dann von einem Hang, oberhalb des Dorfes hinunter geworfen und stets sind sie irgendwie in Gartenzäunen hängen geblieben. Das haben wir dann aufgegeben. Ja, wenn der Flieger so groß wäre, dass man sich selber reinsetzen könnte.

Zu dieser Zeit produzierte die junge Republik in Lommatsch und Gotha gerade eine Segelflugzeugfamilie, die den Bedarf der vielen Segelfluggruppen nach zeitgemäßer Technik decken sollte, für die man nicht jedes Ersatzteil selber basten musste. Während das Werk in Lommatsch eigens zu diesem Zweck errichtet wurde, hatte die Produktionsstätte im Waggonbau Gotha Erfahrungen im Bau von Lastenseglern. Der junge Segelflugzeugbau in der DDR erreichte sehr bald Weltniveau.

Konusbolzen, automatische Ruderanschlüsse und mit Duraluminium kaschierte Flügeloberfläche als technische Finessen der damaligen Leistungssegelflugzeuge, waren ihrer Zeit weit voraus. Die Libelle-Laminar hatte mit einer Spannweite von 16,5 m eine maximale Gleitzahl von 36 bei 88 km/h. 22 Stück wurden von diesem genialen Segelflugzeug gebaut.

Die Entwicklung beim VEB Apparatebau Lommatzsch gipfelte im Favorit, einem Hochleistungseinsitzer mit 15 m Spannweite und der Gleitzahl 38 bei 90 km/h. Mit solchen Maschinen purzelten dann auch die ersten nationalen Rekorde. Adolf Daumann flog das erste 500 km Dreieck auf deutschem Boden.

Die Flugsportgruppen erhielten nach und nach die moderne Technik unentgeltlich zur Nutzung. Der Doppelsitzer FES Lehrmeister ermöglichte den Übergang von der reinen Einsitzerschulung (SG 38) zur Anfängerausbildung mit Schüler und Lehrer in einem Segelflugzeug. Sicherheit und Effektivität stiegen und die Fangemeinde des Flugsports stieg.

Zur Hoch-Zeit der DDR Segelflugzeuge rannte ich noch in Kurzen Lederhosen rum und bestaunte die Helden der Lüfte. Als Flugschüler und junger Scheininhaber durfte ich die Libelle und die „Kartoffel“ (liebevoll für FES Lehrmeister) noch selbst fliegen. Und freundlicherweise 2015 in Klix.

Ist das Flugplatzfoto mit der Libelle im Vordergrund in Suhl aufgenommen? Wenn ja, dann bin ich mit genau dieser Libelle auch geflogen…. ☺
LG von Steffi
Na klar! Ich habe auch ein paar Stunden in dem schönen Stück zugebracht. Leider war die Sicht durch die Haube nicht besonders.